4. August 2020

Bildungscampus Freiham in München

Mit der Fertigstellung des Bildungscampus Freiham im September 2019 ist im Münchner Westen eine der größten Schulstandorte der Landeshauptstadt Bayerns entstanden. Insgesamt drei Gebäude und eine Nutzfläche von 38.500 Quadratmetern, darunter eine Grundschule, eine Realschule, ein Gymnasium, ein sonderpädagogisches Förder- und Kompetenzzentrum sowie eine gemeinschaftlich genutzte Mensa, eine Bibliothek, eine Versammlungsstätte für ca. 1.000 Personen, verschiedene Kreativbereiche und eine Doppelsporthalle bieten Platz für etwa 3.000 Schülerinnen und Schüler!

Die Schulhöfe der einzelnen Gebäude orientieren sich alle zu einem zentral gelegenen Grünraum, der als öffentlicher Park konzipiert ist und den Bildungscampus mit dem Stadtteilzentrum, dem angrenzenden Sportpark sowie dem Landschaftspark Freiham verbinden. Bei der Planung des Schulgeländes legten die federführenden Landschaftsarchitekten des Büros Keller Damm Kollegen GmbH besonderen Wert auf eine aktive Pausengestaltung. Dies spiegelt sich auch in der Wahl der Spielgeräte wider.

Für den Pausenhof der Grundschule haben sich die Architekt:innen für eine Shout-Struktur aus dem Hause der Berliner Seilfabrik entschieden, die direkt an eine Felskletterwand angeschlossen ist. Ganz in Gelb schlängeln sich die gebogenen Stahlrohre, welche den Rahmen für ein großes Flächennetz mit unterschiedlichen Maschenweiten bilden, über den Schulhof. Die Spielskulptur setzt mit seiner organischen Formgebung nicht nur einen angenehmen Kontrast zu den klaren Kanten des Schulgebäudes und der angrenzenden Kletterwand, sondern bietet gleichzeitig Bewegungsraum für viele Schulkinder gleichzeitig. Ergänzende Spielfunktionen wie Nestschaukel, Netztrichter, Kletterseile, Kletterteller und Gummimembranen machen den Shout zu einer abwechslungsreichen Kletterskulptur mit höchstem Designanspruch.

„Es war uns wichtig, ein Spielgerät auf dem Schulhof zu installieren, welches so an die Kletterwand angeschlossen werden konnte, dass ein fließender Übergang zwischen den beiden Kletterelementen entsteht“, sagt Franz Damm, Landschaftsarchitekt und geschäftsführender Gesellschafter des Landschaftsarchitekturbüros Keller Damm Kollegen GmbH, das für die Planung des Außengeländes am Bildungscampus Freiham federführend war. „Außerdem haben wir Wert daraufgelegt, dass das Spielgerät genügend Herausforderungen für die Schüler:innen anbietet. So ist es attraktiv und die Kinder werden dazu angeregt, sich zu bewegen“, sagt Damm weiter.

Dies ist bei diesem Spielgerät insbesondere durch die Höhenunterschiede innerhalb der Struktur sowie die verschiedenen Anbauelemente gegeben. Darüber hinaus bietet die abstrakt gehaltene Formgebung viel Platz für Fantasie. Die Schülerinnen und Schüler können immer wieder neue Eingänge nutzen, um das Spielgerät zu erklimmen und zu erspielen. Das bietet den Kindern jede Menge Möglichkeiten, eigene Spielideen zu entwickeln und zu verwirklichen.

Aus technischer Perspektive bestand die zentrale Herausforderung bei diesem Bauvorhaben darin, eine formschlüssige Verbindung zwischen Spielgerät und Kletterwand zu erreichen. „Die Lösung lag in der Konstruktion eines Übergabeträgers, der frühzeitig – noch vor Modellierung der Kletterwand – in die Fertigbetonteile der Kletterwand integriert wurde“, sagt Marius Kotte, Leiter der Abteilung Konstruktion & Entwicklung bei der Berliner Seilfabrik. „Über die Steckverbindungen am Übergabeträger konnten die Rohre des Shout dann angeschlossen werden“.

Auch beim Übergang vom Seil an das Rohr haben sich die Designer:innen und Ingenieur:innen aus dem Berliner Creative Center etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Mit Hilfe des patentierten Charlotte-Connectors verschwindet das Seilende im Inneren des gebogenen Stahlrohres und wird so ohne sichtbare Verpressungen oder Haken in der Rohrstruktur verankert. Die Seilenden lassen sich kinderleicht einbauen, justieren und sogar nachspannen.

Auf dem Schulhof der Förderschule befindet sich ein weiteres Berliner Spielgerät, das ebenfalls überwiegend aus Rohren und Seilen besteht und ganz in Gelb gehalten ist. Hier haben sich die Landschaftsarchitekt:innen für einen Niedrigseilgarten entschieden, der aus acht verschiedenen Kletterelementen besteht. „Mit der Wahl des Niedrigseilgartens konnten wir über die Elemente Materialität und Farbe eine Verwandtschaft zur ersten Spielstruktur herstellen, ohne das gleiche Gerät noch einmal zu installieren“, erklärt Franz Damm. Auch funktional eignen sich solche Niedrigseilgärten besonders gut für Schulhöfe, da sie Raum für Bewegung für viele Schüler:innen gleichzeitig bieten und sich die Kinder dank der transparenten Struktur, bestehend aus Pfosten und Seilen, besonders einfach beaufsichtigen lassen. Indem die einzelnen Kletterelemente verschiedene Schwierigkeitsgrade aufweisen sind Niedrigseilgärten für Kinder mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen attraktiv – eine Eigenschaft, die den Kindern der Förderschule zugutekommt.

In Freiham ist es gelungen innerhalb von nur zwei Jahren einen Bildungsstandort zu errichten, dessen Ausmaße alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Das sieht auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter so. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte er es sei „bemerkenswert, dass in so kurzer Zeit ein toller Campus entstanden ist – das ist das Modernste, was man im Bildungsbereich derzeit schaffen kann“.