20. Oktober 2020

Platz der Begegnung in Heidelberg

Schon von Weitem sticht einem das imposante Spielgerät in Form eines fast sechs Meter hohen Kletterturms ins Auge. In den Farben Rot, Gelb und Orange leuchtet der Turm vom neugestalteten „Platz der Begegnung“ in Heidelberg. Hier am östlichen Rand der Stadt, wo das Schlierbachtal zum Neckar hin abfällt, liegt der Stadtteil Schlierbach. Eine Bebauung aus überwiegend freistehenden Stadtvillen wächst den steilen Hang hinauf, während im Tal die Hauptverkehrsader Heidelbergs – bestehend aus S-Bahn und Bundesstraße 37 – entlang des Neckars pulsiert.

Im unteren Bereich des Schlierbachhangs, gleich oberhalb des S-Bahnhofs Schlierbach-Ziegelhausen, befindet sich seit Oktober 2019 der „Platz der Begegnung“ – ein in den Hang integriertes Plateau, bestehend aus Spielplatz, Boulefläche und Bänken. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger jeden Alters treffen, erholen, bewegen und austauschen.

„Genau das war auch die Vorgabe der Stadt Heidelberg“, erklärt Friedhelm Natzschka, der als Landschaftsarchitekt federführend für die Gestaltung des Platz der Begegnung war. „Es sollte ein Platz mit besonderem Charakter entstehen, der der Bevölkerung zu Gute kommt. Ein Ort für Begegnungen in einer Gegend, in der sich die Menschen bisher eher flüchtig aufgehalten haben. Ein Dorfplatz außerhalb des Zentrums“.

Die Basis des neugestalteten Platzes ist ein knapp 320 Quadratmeter großer befestigter Bereich, der aus der Vogelperspektive die Form eines Ei zeigt. Diese Form lässt den Platz organisch wirken und setzt ihn gleichzeitig in Kontrast zu den eher markanten Linien der Umgebung. Von hier aus bietet sich den Besuchern ein wunderbarer Ausblick auf das darunterliegende Neckartal sowie die grüne Dorfstruktur des am gegenüberliegenden Hang gelegenen Ortsteils Ziegelhausen. Sitzmöglichkeiten in Form von Bänken laden zum gemeinsamen Verweilen ein.

Highlight des Platzes ist der Kletterturm, der sich im Bereich des „Eigelbs“ des Platzes befindet. Nicht nur weil er ein besonders spannendes Bewegungsangebot bietet, sondern auch, weil dieser durch sein modernes und skulpturales Design die gewünschte Frische auf den Platz der Begegnung bringt. Durch die Kombination von gebogenen und geraden Rohren in unterschiedlichen Stärken kommt eine Windung in der Fassade zum Vorschein. Ähnlich einer DNA-Struktur wächst die Spielskulptur rotierend in die Höhe. Die organischen Formen der runden Rohre und Kugeln passen optisch gut in das Gesamtbild des Ei-förmig angelegten Platzes.

Der Aufstieg erfolgt über ein dreidimensionales Netz aus Seilen im Innern des Turms. Durch die Höhe des Spielgerätes erfahren die Kinder einen Perspektivwechsel, indem Sie die „Welt“ von oben betrachten können. Gleichzeitig ist durch die transparente Struktur stets Blickkontakt zu den Eltern am Boden möglich. Aus Elternperspektive ist so eine einfache Beaufsichtigung gegeben. Eine Kastenrutsche sorgt für den schnellen und spannenden Abgang.

„Ziel war es, mit der Installation dieses außergewöhnlichen Spielgerätes eine echte Attraktion für den Platz zu schaffen. Der Turm fungiert dabei nicht nur als Aussichtspunkt über das Neckartal, sondern er weckt auch die nötige Aufmerksamkeit für den Platz, indem er bereits von Weitem sichtbar ist“, sagt Natzschka.

Dazu trägt auch das auffällige Farbkonzept, bestehend aus rot- und orangefarbenen Rohren sowie dem gelbfarbigen Raumnetz bei. Gleichzeitig fügt sich der Turm so in den Farbkanon des gesamten Umfelds ein. Er nimmt die Töne des rötlichen Bodenbelags des Platzes und der Bepflanzung auf. Ein weiterer Aspekt bei der Wahl des Spielgerätes, war die Größe des Spielvolumens im

Verhältnis zur Grundfläche. „Dieses ist im Falle des DNA Towers optimal“, findet der Landschaftsarchitekt. „Indem der Turm mit seinem Raumnetz die Höhe „nutzt“, bietet er trotz seines geringen Durchmessers von etwas über drei Metern Platz für viele Kinder gleichzeitig.“

Das gemeinsame Spielen auf einem Gerät wiederum fördert die Begegnung zwischen den Kindern. Sie entwickeln interaktive Spielideen, lernen über das gemeinsame Spielen aufeinander Rücksicht zu nehmen oder helfen sich gegenseitig. Genau das entspricht der Intention des Gesamtkonzepts: Platz für Begegnung.

Für die nötige Abwechslung am Boden sorgt das an den Turm angebaute Drehelement Duck Jibe. Es simuliert eine Bewegung aus dem Surfsport und ist damit auch für ältere Kinder attraktiv.

Neben der Spielplatzfläche, den Aussichtsbänken und dem Bouleplatz ist das „Schlierbacher Ei“ auch für Veranstaltungen wie Flohmärkte oder kleine Feste nutzbar und bietet damit einen weiteren Raum für Begegnung. Die barrierefreie Zugänglichkeit des Platzes ermöglicht ein Zusammenkommen aller Menschen, unabhängig ihrer Fähigkeiten und Einschränkungen. Nach rund neun Monaten Bauzeit konnte der „Platz der Begegnung“ im Oktober 2019 fertiggestellt werden. Schon bei der Eröffnung war die Begeisterung der zahlreich erschienenen Anwohner groß und lässt hoffen, dass das „Schlierbacher Ei“ auch nachhaltig ein Platz für Begegnungen bleibt.